Nass oder nicht nass, das ist hier die Frage! – Wasserdichte Bekleidung und ihre Schwächen

Kinder spielen in Masch und Regen

Kennt ihr das auch? Euer Kind kommt vom Waldkindergarten oder von draußen heim und beim Ausziehen fasst ihr in die eigentlich wasserdichten Outdoorschuhe oder die Innenseite der wasserdichten Matschhose und fragt euch: „Wie kann das nur so nass sein?“. Die Schuhe oder die Hose sind womöglich ganz neu oder nur selten getragen worden. Dann ärgert man sich natürlich, weil man ja vermeintlich wasserdichte Schuhe gekauft hat um das Kind bei mehreren Stunden vor Nässe und so natürlich vor Kälte zu schützen. Das sollte unser oberstes Gebot als Eltern sein, dass die Füße und der Körper nicht durch Nässe auskühlen. Warum passiert das also immer so oft? Wir haben so unsere Erfahrungen gemacht und diese möchten wir unbedingt mit euch teilen, auch natürlich mit dem nachhaltigen Gedanken, nicht gleich etwas Neues kaufen zu müssen. Vielleicht geben wir euch damit neue Erkenntnisse und helfen euch weiter.

Drei Möglichkeiten, warum trotz wasserdichter Schuhe und Bekleidung der Körper nass werden kann

Für die Frage „Warum ist das nass?“ haben wir gleich drei mögliche Erklärungen und natürlich die entsprechenden Lösungsansätze dazu. Viel Spaß beim Lesen.

1. Die Outdoorkleidung bzw. Schuhe sind beschädigt

Das ist wohl die plausibelste Erklärung warum Schuhe oder Regenbekleidung nicht mehr dichthalten. Das kann natürlich nach häufigem Tragen oder extremer Beanspruchung ganz leicht passieren und die Bekleidung bzw. Schuhe sind tatsächlich durch Beschädigungen oder Abnutzung nicht mehr wasserdicht. Meistens kann man die Schäden auch deutlich erkennen. Der Schuh hat Risse oder die Matschhose hat schon keine Farbe mehr, weil sie durch Reibung schon ordentlich abgenutzt wurde. Vielleicht habt ihr auch schon mal die weißen Dehnungsstreifen im Schritt entdeckt. Auch diese sind ein Zeichen von mangelnder Qualität oder Überbeanspruchung. Auf jeden Fall, ist dieses Equipment nicht mehr regentauglich und muss erneuert werden.

Lösung:

Leider ergibt sich hier keine andere Möglichkeit als Geld in ein neues Paar Schuhe oder in neue Regenbekleidung zu investieren. Immerhin gibt es noch den nachhaltigen Gedanken des Weitergebens, z.B. als Räuberbekleidung oder Ersatzkleidung. Viele freuen sich über ein Wechselpaar, dass nicht unbedingt den härtesten Anforderungen standhalten muss. Sei es fürs Laufradfahren, den Spielplatz oder für die „Baustelle“.

Dieser Ansatz der tatsächlich kaputten Ausstattung kann sein muss aber nicht. Vor allem, wenn die Bekleidung noch „relativ“ neu ist. In vielen Fällen gehen die meisten Eltern aber davon aus, dass der Schuh oder die Matschbekleidung mangelhaft sind und nicht halten was sie versprechen. Oft wird dann unnötigerweise direkt etwas Neues gekauft oder beim Verkäufer reklamiert ohne die weiteren Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.

Um wirklich sicher zu gehen, dass Schuhe oder Kleidung nicht mehr wasserdicht sind, egal ob durch Beschädigung oder Abnutzung haben wir folgenden Tipp für euch:

Bevor wir Schuhe aussortieren, die offensichtlich noch gut in Schuss sind, stelle ich die Schuhe in die Badewanne oder Dusche und fülle sie bis zum Rand der Membran mit Wasser. Wo nichts reingeht darf ja auch nichts rausgehen, also einfach warten und beobachten ob sich die Wassermenge im Schuh deutlich verringert bzw. Wasser irgendwo herausläuft. Ist dies nicht der Fall, kann eine Beschädigung der Membran ziemlich sicher ausgeschlossen werden und die Feuchtigkeit hat einen anderen Grund.

Bei Oberbekleidung ist der Test schon deutlich schwieriger. Am häufigsten ist jedoch nicht die Membran undicht, sondern die Imprägnierung des Oberstoffes hat extrem nachgelassen oder ist nicht mehr vorhanden. Sobald der Oberstoff also komplett durchnässt ist, fängt die Feuchtigkeit an zu wandern. Besonders an den Ärmeln, am Bund und am Kragen schafft es die Feuchtigkeit sich vom Oberstoff über die Kante bis in das Innenfutter zu saugen, welches dann tatsächlich nass ist. Man will gar nicht glauben wie weit sich Wasser im Innenfutter „nach oben saugt“, dies kann schonmal bis zum Schienbein oder sogar zum Knie passieren. Daher ein hilfreicher Tipp von uns: imprägniert auf alle Fälle eure Regenbekleidung regelmäßig, bei Matschklamotten mit Gummischicht hilft es diese auf „links“ zu drehen und an den Kanten das „Innenfutter“ zu imprägnieren, probiert es einfach mal aus!

2. Nass ist nicht gleich nass

Wusstet ihr, dass die menschliche Haut als Sinnesorgan keinen Unterschied zwischen nass und kalt erkennen kann? Erst die Kombination mit weiteren Sinnesorganen wie z.B. den Augen, lässt einen wirklich eindeutigen Schluss zu. Testet es doch mal selbst: Nehmt zwei Stücke Baumwollstoff, das erste feuchtet ihr mit Wasser an (nicht triefend nass) und legt es in den Kühlschrank, das zweite legt ihr einfach trocken daneben. Nach einer halben Stunde macht ihr den Test. Bittet eine zweite Person darum die Tücher zu vermischen und versucht mit geschlossenen Augen eindeutig zu sagen welches Tuch nass und welches nur kalt ist (natürlich nicht ausdrücken, sondern nur tasten). Macht das Experiment doch gleich zusammen mit euren Kindern es eignet sich auch perfekt als Versuch im Waldkindergarten in der kalten Jahreszeit.

Lösung:

Wie ihr jetzt nach eurem Experiment wisst, können wir nur sehr schwer zwischen nass und kalt unterscheiden. Wenn die Kleidung also nicht nass ist, dann ist sie kalt und dagegen könnt ihr leicht etwas tun in dem ihr auf die richtigen Materialien setzt.

Wusstet ihr, dass die Fasern der Schurwolle innen hohl sind und dadurch eine perfekt Isolationswirkung haben, es gibt nämlich keine bessere Isolierung als Luft. Kleidung aus Schurwolle wärmt sogar dann immer noch, wenn der Stoff feucht ist, da ja immer noch die eingeschlossenen Luftkammern bleiben.

Also selbst wenn die Oberbekleidung einmal wirklich nicht mehr wasserdicht ist, müsst ihr oder euer Kind nicht frieren, wenn ihr eine zweite isolierende Schicht z.B. aus Wollwalk oder Schurwolle tragt. Am besten eignen sich in den kalten Jahreszeiten hier als mittlere Schicht eine Leggings aus Wollwalk, diese trägt nicht groß auf, ist schmal geschnitten und kann perfekt unter die ungefütterte Matschhose gezogen werden. Durch den Verzicht auf Patches oder viele Taschen lässt sich eine Wollwalkleggings auch perfekt im Alltag z.B. beim Einkaufen, auf dem Markt oder durch ihre perfekte klimaregulierende Eigenschaft sogar zuhause als Jogginghose tragen.

Das gleiche gilt natürlich auch für die Socken. Sollte Wasser durch den Schuh dringen, warum auch immer, wärmt die Schurwolle auch dann noch und die Füße kühlen nicht so stark und vor allem so schnell aus.

3. Die Kleidung z.B. Unterwäsche oder Socken sind tatsächlich nass

Ihr habt eure Schuhe oder Regenbekleidung auf Wasserdichtigkeit getestet und obwohl die Kleidung oder Schuhe noch immer 100% wasserdicht sind, sind die Unterwäsche oder Socken nass? Sehr ärgerlich, da man sich ja sicher ist, wasserdichte Ausstattung gekauft zu haben und vielleicht sogar die Mühe auf sich genommen hat, die Wasserdichtigkeit zu testen. Wieso ist es also darunter nass?

Ein ganz häufiger Grund ist, dem Kind ist es einfach viel zu warm. Denn welchen Sinn ergibt die beste und wasserdichteste Membran, wenn die Körperfeuchtigkeit, nicht nach außen entweichen kann?

Wusstet ihr, dass wir im Schlaf also in absoluter Ruhe, jede Nacht ca. 0,5 Liter Flüssigkeit in Form von Schweiß verlieren. Die Menge steigt natürlich mit körperlicher Aktivität. Kombiniert ihr also z.B. eine wasserdichte äußerste Schicht mit den falschen Materialien der Zwischen- und Unterschicht, seid ihr oder euer Kind tatsächlich nass. Aber nicht von außen, sondern von der Körperfeuchtigkeit die nicht entweichen konnte und sich in der entsprechenden Kleidungsschicht sammelt. Es gibt hierfür aber zum Glück eine einfache Lösung.

Wir haben in unserer Zeit als Outdoorenthusiasten und Eltern von 3 Waldkindern eines gelernt. Die größte Angst ist immer sich und vor allem die Kinder zu kalt anzuziehen und zu riskieren, dass die Kinder im Waldkindergarten frieren. Wir haben diese Angst zum Glück schnell abgelegt. Seit Jahren beobachten wir, wie die Kleinen ohne Ende eingepackt werden und sich teilweise kaum noch bewegen können. Wenn sie dann nach Hause kommen und sagen „Mama mir war heute soooo kalt“ ist die häufigste Folge davon, dass sie noch wärmer eingepackt werden.

Wusstet ihr, dass Schwitzen die einzige Möglichkeit unseres Körpers ist eine Überhitzung zu vermeiden. Durch Schweiß entsteht ein dünner Feuchtigkeitsfilm auf der Haut der diese wiederum abkühlen lässt. Soweit so gut. Ist es aber jetzt kalt draußen führt gerade diese einzigartige Fähigkeit unseres Körpers zu einem gegenteiligen Effekt. Feuchtigkeit die sich im Winter nahe an der Haut befindet sorgt dann für ein extremes Kältegefühl. Das Ganze ist ein echter Teufelskreis. Erst ziehen wir uns warm an damit wir nicht frieren, sind wir dann aktiv droht unser Körper zu überhitzen und reguliert dieses über die Bildung von Schweiß der als Feuchtigkeit austritt. Bleibt diese Feuchtigkeit dann auf der Haut oder in der ersten Bekleidungsschicht die an unserer Haut anliegt, fangen wir nach kurzer Zeit an zu frieren.

Lösung:

Wie können wir diesen Teufelskreis also durchbrechen? Ganz einfach! Das A und O sind die richtigen Materialien, wie oben schon angesprochen. Unser bester Freund ist hier die Schurwolle oder Schurwoll-Gemische wie Wolle/Seide. Wolle in seinen unterschiedlichen Formen besitz nämlich unglaubliche klimaregulierende Eigenschaften. Durch die in den Wollfasern eingeschlossene Luft kühlt die Wolle oder Wollwalk bei Überhitzung und wärmt bei Kälte.

Mindestens genauso wichtig ist die Eigenschaft Feuchtigkeit transportieren zu können. Wenn Feuchtigkeitsmoleküle entstehen haben sie immer die Eigenschaft von warm nach kalt zu wandern, das ist von der Natur her auch perfekt gemacht. Wenn ihnen dies jedoch nicht ermöglicht wird, z.B. durch Baumwollunterwäsche, verbleiben sie an Ort und Stelle und führen so im Winter zum Auskühlen. Das heißt, der kalte Schweiß bleibt am Körper.

Schurwolle oder Wollwalk hat die Eigenschaft keine Barriere für die Feuchtigkeitsmoleküle zu bilden und lässt diese ungehindert vom warmen Körper nach draußen in Richtung der Oberschicht und der Luft zu entweichen. Im Gegensatz dazu ist die Baumwolle, egal ob Bio oder nicht, der denkbar schlechteste Stoff um diesen Feuchtigkeitstransport zu gewährleisten.

Wusstet ihr, dass Baumwolle leider die Eigenschaft besitzt Feuchtigkeit in ihren Fasern einzuschließen und festzuhalten. Fängt der Körper also das Schwitzen an, kann Bekleidung aus Baumwolle im Gegensatz zu Bekleidung aus Schurwolle keinerlei klimaregulierende Eigenschaften aufweisen. Die Feuchtigkeit wird eingeschlossen und bleibt wo sie ist, nämlich direkt am Körper. Somit fängt der Körper unheimlich schnell an auszukühlen, daher gilt: Baumwolle ist im Outdoorbereich an kalten oder feuchten Tagen ein absolutes NO GO! Das volle GO erhalten Kleidungsstücke aus Wolle, Wolle/Seide oder Wollwalk, weil sie nicht nur wärmen, sondern auch besonders klimaregulierend wirken und dazu noch einen absolut natürlichen Rohstoff darstellen, der auch noch „nachwachsend“ ist.

So, das waren drei Möglichkeiten, warum man trotz wasserdichter Bekleidung und Schuhen, Nässe verspüren kann. Da wir unsere Erfahrungen ausführlich geschildert haben fassen wir sie hier gleich nochmal kurz und knapp zusammen:

  • Bevor ihr eure wasserdichten Schuhe oder eure Regenkleidung „aufgebt“, prüft zuvor die Dichtigkeit und ggf. imprägniert eure Stücke
  • Den Unterschied zwischen nass und kalt kennen und überprüfen
  • Wärmende Kleidung aus Schurwolle oder Wollwalk tragen, am besten im bewährten Zwiebellook, die Vorteile davon könnt ihr hier nochmal nachlesen
  • Verliert die Angst, dass Kind zu kalt anzuziehen, sondern besprecht die Ausstattung und experimentiert zusammen mit eurem Kind. Traut euch!
  • Baumwolle ist ein absolutes NoGo bei herbstlichen und winterlichen Temperaturen, egal ob als Unterwäsche, Pullover oder Socken lieber Schurwolle oder Wollgemische tragen. Nicht sehr natürlich aber immer noch besser als Baumwolle ist Kleidung aus Polyester oder Kunstfaser, also Funktionswäsche.

Wir hoffen sehr, dass wir euch mit unseren Tipps und Erkenntnissen eure und die Zeit eurer Kinder in der Natur etwas einfacher machen können. Denkt immer daran, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung!

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